christa bremer

 

“Kopf” Bronze, poliert, Edition 5

 

©Georg Pieron

Beschäftigt man sich mit dem Sujet und den Bronzen der Künstlerin Christa Bremer fällt auf, dass sich Ihre Arbeiten verändert haben. Waren ihre früheren Werke zumeist patiniert und stellten das Material der Bronze und die gewählte Darstellung in den Vordergrund, öffnen ihre neuen, polierten Bronzen einen ganz neuen, umfassenderen künstlerischen Raum. Betrachtet man beispielsweise den „Musiker“ in seiner kubistisch anmutenden Darstellung, sind seine Linien und Formen auf den ersten Blick klar erkennbar und einzelne Elemente wie der Violinen-Hals deutlich als solcher zu erkennen. Durch das Polieren der Bronze und der damit entstandenen vielfältigen Spiegelung, eröffnet sich jedoch neben der eigentlichen Darstellung ein weiterer, viel umfangreicherer Raum, der den Betrachter unweigerlich zum Verweilen und Hinterfragen einlädt. Der Betrachter wird, da er sich in der Bronze spiegelt, zum Teil des Kunstwerkes und verändert dessen Erscheinungsform signifikant. Da die verschiedenen, oftmals abgerundeten Flächen der Bronze eine sich immer verändernde Perspektive schaffen, sieht der Betrachter sich selbst in den unterschiedlichsten, zum Teil entfremdeten und surrealistischen Formen. 

Sieht er sich selbst zunächst als breitere, viel kleinere Version seiner selbst, so steht er gespiegelt durch eine weitere Ebene auf einmal auf dem Kopf. Er wird immer schmaler und vervielfacht doch zugleich sein Volumen. Die Spiegelung wirkt konträr, unwirklich und doch vertraut, da der Betrachter, der Mensch, bestehen bleibt, lediglich seine Form und äußere Hülle verändert sich – ein ambivalentes Selbstbildnis entsteht.

Christa Bremer konfrontiert den Betrachter mit sich selbst und weist ihm den Spiegel seiner Selbst auf und verortet ihre Bronzen als Spiegel der Seele. Dieses gewählte Sujet der Künstlerin bildet ein immer wiederkehrendes Moment der Kunstwissenschaft, in der die Spiegelung des Menschen sowohl in der Malerei/Grafik (bspw. „Mädchen vor dem Spiegel“ (1932) von Pablo Picasso, „Reproduktion verboten“ (1937) von René Magritte, „Mädchen in Spiegel“ (1965) von Roy Lichtenstein), als auch in der Skulptur (bspw. „Cloud Gate“ (2004) von Sir Anish Kooper, „Balloon Dog“ (1993) von Jeff Koons) häufig zu finden sind. 

Stella-Marie Stehr